| | Baujahr: | 1948 | | | Hersteller: | Volvo | Typ: | B 513 | Aufbau: | Skeningeverken | Motor: | Volvo VDA-Motor | Leistung/Hubr.: | 95 PS / ccm | Gewicht: | 9500 kg | Länge: | 11300 mm | Breite: | mm | Höhe: | mm | Plätze: | 30 | | Vita: Im Jahr 1948 bestellte der Omnibusunternehmer Ernst Carlsson aus dem schwedischen Vessigebro einen Bus, der etwas Außergewöhnliches war. Der Bus wurde für Europafahrten eingesetzt, z.B. nach England, Frankreich und Italien. Er war 11,3 Meter lang und wurde von Skeningeverken in Skänninge auf einem Volvo B 513-Chassis aufgebaut. Die Karosserie kostete damals angeblich dreimal so viel wie ein normaler Bus. Es gab in ihm aber auch 30 Flugzeugsitze, eine Toilette mit Porzellanschüssel, eine Kochnische, einen Kühlschrank und eine Spüle. Eine sehr elegante Lackierung in braun und gelb gab dem Bus den Namen "Der Schokoladenbus". Das zulässige Gesamtgewicht von 9,5 Tonnen wurde beim Bau des Busses etwas überschritten. Das sollte aber erst 10 Jahr später ein Problem werden.
Mit 95 cm Sitzabstand hatten die 30 Reisenden sehr komfortable Plätze in Flugzeugsitzen, die in acht Positionen verstellbar waren. An jedem Sitzplatz gab es einen kleinen Klapptisch mit Löchern für Teller und Tassen sowie speziell für den Bus designten Eierbechern. Natürlich hatte der Bus eine Dachrandverglasung und im hinteren Bereich eine wassergespülte Toilette. Lautsprecheranlage und Radio sorgten für die Unterhaltung der Passagiere. Für die Verpflegung der Fahrgäste war immer eine Köchin dabei, die während der Fahrt Kaffee und Essen kochte. Vor jeder Abfahrt wurden Mengen an Lebensmitteln eingeladen wie Kartoffeln, Wurst, Milch, Brot, Käse und Margarine. In Helsingborg wurde Kaffee bei der Rösterei "Zoegas" für die gesamte Reise gekauft. Alle Reisen waren bestens geplant. In jedem Frühjahr wurde ein Reiseprogramm gedruckt. Die erste Reise des Busses führte am 8. Mai 1948 nach Ringsted in Dänemark. Von dem Tag an war der Bus vom Frühling bis zum Ende des Sommers regelmäßig mit Touristengruppen unterwegs. Im Winter stand der Bus in der Garage.
Die Niederlande wurden zu einem regelmäßigen Reiseziel. Aber auch Reisen nach Brüssel und Paris waren sehr populär. Während jeder Fahrt nach Paris wurde u.a. der Nachtclub "Lido" besucht. Im Sommer 1955 gab es sechs Fahrten nach Paris. Jede Reise dauerte zehn Tage. Einmal wurde der Bus mit der Bahn über die Alpen nach Italien transportiert. Bei der ersten Fahrt nach London zur Krönung von Königin Elisabeth im Jahr 1953 benötigte Ernst einen Stadtführer. Er hielt ein Taxi an, fragte den Fahrer, wie viel er an einem normalen Arbeitstag verdient und zahlte im den doppelten Betrag für seine Hilfe als Stadtführer. Im Herbst 1956 fuhr Ernst Carlsson mit Medizin und Hilfe nach Wien, um Flüchtlinge aus Ungern nach Schweden zu holen. Der Bus wurde dazu innen umgebaut und weist nun zwölf Sitz- und sechs Schlafplätze auf. Hin und wieder beförderte Ernst für das Rote Kreuz deutsche Kinder während der Sommerferien in Schweden.
Während der jährlichen Busabnahme hatte der Prüfbeamte im Frühling 1958 viele Punkte zu beanstanden. Der Geräuschpegel des Motors war zu hoch und der Bus voll beladen zwei Tonnen zu schwer. Ernst legte Einspruch ein und bekam eine neue Abnahme. Dazu musste er allerdings die Anzahl der Sitzplätze auf 26 reduzieren. Vier Plätze im vorderen Bereich wurden entfernt, um die konstruktionsbedingt schon überlastete Vorderachse zu entlasten. Danach besaß Ernst einen fast zehn Jahre alten, mittlerweile untermotorisierten, unmodernen Reisebus mit nur 26 Sitzplätzen. Neue Reisebusse hatten zu der Zeit die doppelte Motorenstärke und doppelte Anzahl an Sitzplätzen, allerdings kein Restaurant an Bord. Die Glanzzeiten des "Schokoladenbusses" waren vorbei. Ernst Carlsson setzte den Bus noch einige Zeit lang als Fahrschulwagen ein und betätigte sich die letzten Jahre als Papier- und Buchhändler.
Im Herbst 1959 wurde der Bus nach einer letzte Reise mit einer Jugendgruppe nach Norddeutschland abgestellt. Schließlich ging er in den Besitz von Göran Karlsson in Ullared, dem Gründer des Kaufhauses Gekås. Dort stand er im Freien und wurde im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse und Wind stark beschädigt. Glücklicherweise gab es während der folgenden 45 Jahre verschiedene Menschen, die dem Bus wohl gesonnen waren. Als Ernst im Jahr 1978 verstarb, stand der Bus immer noch in einer Garage. Einige Enthusiasten kauften den Bus, bewahrten ihn dann aber fast dreißig Jahre lang in einem nassen Zelt auf. Im Jahr 2005 wurde der alte Reisebus noch einmal von Liebhabern gerettet. Das geschah nur wenige Tage vor der geplanten Verschrottung. Der Bus wurde von einem Volvo N 88 Abschlepp-LKW rund 110 Kilometer in seine neue Heimat geschleppt. Dort angekommen wurde zunächst einmal eine Bestandsaufnahme durchgeführt und der außergewöhnliche Bus in den folgenden Jahren aufwändig restauriert. Dazu wurde zunächst das Dach komplett entfernt. Während der langen Abstellzeit hatte der Bus nicht immer trocken gestanden. Eine Totalüberholung des Daches war die größte Arbeit, die nötig war, um den Bus wieder nutzbar zu machen. Auch mussten natürlich die Elektrik, die Bremsen und die Bereifung erneuert werden. Das Fahrgestell und der Motor machten die wenigsten Probleme. Im Jahr 2024 war es endlich soweit. Der "Schokoladenbus" kam auf die Straße zurück und erfreut seitdem seinen Besitzer, die Fahrgäste sowie die Besucher von Veteranentreffen, die den Bus besichtigen können. |
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