Tempo    Wiking

Baujahr: 1954


Hersteller:
Tempo
Typ:
Wiking
Aufbau: ..wie Hersteller Motor: 2 Zyl. Heinkel
Leistung/Hubr.: 17 PS / 452 ccm Gewicht: 1600 kg
Länge: mmBreite: mm
Höhe: mmPlätze:7

Vita:
Die wachsende Popularität des Volkswagen T 1 und die stark schwindende Nachfrage nach Dreirad-Lieferwagen der eigenen Modellpalette forderten Anfang der 1950er Jahre bei den Tempo-Werken eine Antwort für die 0,75 to-Klasse. Auch der Cheftechniker Bergst war vom Ende des Dreirad-Booms überzeugt und entwickelte ein Vierrad-Vehikel, das Dreiradaufsteiger bei der Marke halten sollte. Das Ergebnis wirkte auf den ersten Blick mit dem "Fischmaul-Kühler" etwas schrullig und schmalbrüstig. Wer es etwas wohlwollender bezeichnen wollte, nannte den Lufteinlass "Schmollmund" oder "Kussmund". Ein Testredakteur der Zeitschrift Last-Auto empfahl den Wiking trotz einiger Kritik am Komfort aber als "lebendigen und preisgünstigen Lieferwagen für den Kleinhandwerker und Geschäftsmann". Die 17-Zweitakt-PS aus 452 ccm Hubraum erledigten ihre Aufgabe überraschenderweise flott und zuverlässig. Aufbauten konnten in so ziemlich jeder denkbaren Art bestellt werden, regulär gab es den Wiking als Pritsche, Kasten und Koffer sowie als Kleinbus. Die Insassen des Busses können sich bei Vollbesetzung über körperliche Nähe zum Sitznachbarn freuen. Drei Sitze bei 164 cm Fahrzeugbreite waren so vermutlich manchmal Ansporn für eine Diät. Bereits 1955 kam daher das Folgemodell mit 8 cm mehr in der Breite und auch gefälligeren Proportionen. Aber gerade das Skurrile der ersten Baureihe macht heute den Reiz aus. Der Tempo Kleinbus in den Farben Weiß und Blau wurde im Mai 1954 auf die Stadtwerke Augsburg zugelassen und blieb dort bis 1963 im Dienst bevor er ausgemustert wurde. Davor erhielt der Bus beim Kilometerstand von 57.640 noch einen Austauschmotor, der auch in den Fahrzeugdokumenten eingetragen wurde. Selbst die Garantiekarte für diesen ist noch vorhanden. An der Quelle sitzend sicherte sich ein städtischer Angestellter den Bus und nutze ihn fortan als Familienkutsche. Dem Pflichtbewusstsein und Ordnungssinn eines deutschen Beamten gebührend, sind im Brief viele Untersuchungsberichte der regelmäßigen deutschen Hauptuntersuchung angehängt. So geht auch nichts verloren und ist jederzeit sofort auffindbar. Die jährlichen Fahrleistungen wurden ebenso pedantisch mit Datum und Kilometer festgehalten. Erst ganze 25 Jahre später zeigt der alte Brief den nächsten Besitzerwechsel an. Der Bus blieb aber weiter in Augsburg. Zwei Jahre später erfolgte die letzte amtlich dokumentierte Abmeldung. In den 1990er Jahren gelangte der Wiking zu Helmuth Radlmeier nach Ergoldsbach. Er restaurierte den Kleinbus aufwändig in der von ihm bekannten Qualität. Nächste Station im Leben des Tempo-Busses war das Streicher Fahrzeug- und Kunstmuseum in Lalling. Dort war der Bus rund zehn Jahre in der Ausstellung zu sehen. 2023 trennte sich das Museum von ihm und ließ ihn versteigern. Neuer Besitzer soll ein Museum in Österreich sein.



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