Mercedes-Benz    O 317

Baujahr: 1959


Hersteller:
Mercedes-Benz
Typ:
O 317
Aufbau: ..wie Hersteller Motor: 6-Zyl. Diesel MB
Leistung/Hubr.: 172 PS / 10810 ccm Gewicht: 16000 kg
Länge:12000 mmBreite:2500 mm
Höhe:3050 mmPlätze:31Sitz, 73Steh

Vita:
Im August 1959 vergab der damalige TICE-Präsident Jules Schreiner an die Firma Meris-Wagner aus Luxemburg den Auftrag zur Lieferung eines kompletten Autobusses vom Typ Mercedes-Benz O 317 mit einer Kapazität von 104 Personen. TICE mit Sitz in Esch-sur-Alzette war für das öffentliche Verkehrsnetz im Süden Luxembourgs zuständig. Bereits am 11. November 1959 wurde dieses Fahrzeug auf dem Gemeindeplatz in Esch/Alzette der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bus, der bei TICE die Fahrzeugnummer 34 erhielt, besaß drei Türen und war für Schaffnerdienst eingerichtet. Werkseitig war ein automatisches Getriebe eingebaut, das jedoch später durch ein 4 Gang-Schaltgetriebe ersetzt wurde. Für die damalige Zeit war dieser Bus mit 34 Sitzplätzen (Fahrer- und Schaffnersitz inbegriffen) und 73 Stehplätzen das Straßenfahrzeug, das die größte Anzahl an Personen befördern konnte. Der 6-Zylinder Dieselmotor war mit 172 PS ebenfalls leistungsstärker als die Busse, die bis dahin auf dem TICE-Netz eingesetzt wurden. Bus 34 hatte auch keine Blattfedern mehr, sondern eine ausgleichende Luftfederung mit zusätzlichen Stoßdämpfern. Er besaß eine Servolenkung. Der zwölf Meter lange Bus hatte einen Wendekreis von nur 21,6 Metern. Den Passagieren bot Bus 34 einen Komfort, den sie bis dahin noch nicht kannten. Deshalb galt er auch als Prunkstück des Trambussyndikats. Sein Preis betrug 1.295.000 LUF. Er wurde mit dem Kfz-Zeichen 52902 für den Fahrdienst zugelassen. Dieses Kfz-Zeichen befindet sich auch noch heute am Bus. 18 Jahre lang, genauer gesagt bis Mai 1977, beförderte das Fahrzeug die Einwohner aus der Minetteregion. In dieser Zeit legte der Bus mehr als 800.000 km auf den Strecken des TICE-Netzes zurück. Bis 1978 verweilte der ausgemusterte Bus noch auf dem TICE-Gelände, wo er als Ersatzsteilspender diente. Ohne Motor, Kompressor und Kühler drohte dem nicht mehr betriebsfähigen Bus bald ein jähes Ende. Zu der Zeit entschieden sich Mitglieder der Vereinigung G.A.R. (Groupement des Amis du Rail), den Bus als Museumswagen zu erhalten. Kurzer Hand erstanden sie den O 317 und stellten ihn in Luxemburg auf dem Betriebshof der Busgesellschaft AVL ab. Im Jahre 1986 wurden parallel dazu bei der TICE die letzten Busse der Baureihe O 317 mit Fahrgestell von Mercedes-Benz und Karosserie von Jonckheere abgestellt und ausgeschlachtet. Wagen 61 war der letzte dieser Serie. Der Austauschmotor wies eine Kilometerleistung von nur 300 000 km auf. Deshalb beschloss die Vereinigung GAR dieses Fahrzeug von der TICE zu erwerben als Ersatzteilspender für Bus 34. Sämtliche fehlenden Teile vom Motor bis zur Heizungsanlage wurden in letztgenanntes Fahrzeug eingebaut. Schon nach etwa einem Jahr war Bus 34 wieder fahrtüchtig und verrichtete zahlreiche Sonderfahrten bis 1989. Eine zerstörte Querstrebe, ein Kurzschluss und weitere technische Probleme setzten dem Lebensweg des Busses 1989 ein vorläufiges Ende. Bis 1995 wurde das Fahrzeug nur noch von Abstellplatz zu Abstellplatz verschoben. Die endgültige Verschrottung war nur noch eine Frage der Zeit. Am 29. April 1995 wurde die Vereinigung "TICE Entente Bus 34/1959 a.s.b.l" gegründet von einigen TICE-Fahrern, die der Meinung waren, der Wagen müsse für die Nachwelt erhalten bleiben, da er ein letzter Zeuge aus der Pionierzeit der TICE Busgeschichte war. Nachdem sie ihn vom Groupement des Amis du Rail (G.A.R.) geschenkt bekamen, begannen sie damit, ihn wieder fahrfähig zu machen. Um die benötigten Geldmittel für die Restaurierung des Busses aufzutreiben, organisierten sie nun zahlreiche Manifestationen wie z.B. einen "Tag der offenen Tür" auf dem TICE Gelände. Da die Vereinigung außerdem viele Mitglieder zählte, die bereit waren, die Ziele der Gruppe durch ihre Beiträge oder den Kauf verschiedener Souvenirs zu unterstützen, war es bereits nach ungefähr einem Jahr möglich, mit den ersten Arbeiten zu beginnen. Im Jahre 1996 wurde beschlossen, den Bus zur Firma "M+M Bus & Car" in Heist-op-den-Berg in Belgien zu bringen. Dort wurde er in seine Einzelteile zerlegt und die Karosserie vollständig erneuert. Die Arbeiten am Bus gingen 1998 und 1999 gut voran und es wurde erwartet, dass der Wagen bald wieder in Luxemburg sein würde. Nachdem die Achsen schon in Lüttich erneuert waren, wurden im März 1999 die Sitzbänke nach "Ceské Velenice" in Tschechien gebracht und dort die Gestelle und die Polsterung erneuert. Doch trotz aller Anstrengungen gelang es den Verantwortlichen nicht, die für die Weiterführung der Restaurierung benötigten Gelder aufzutreiben. So wurde das Fahrzeug für einen symbolischen Franken an den "Service des Sites et Monuments" verkauft. Schlechte Nachrichten kamen jedoch mittlerweile aus Belgien. Die rechte Frontscheibe war zerstört worden. Trotz mannigfaltiger Versuche gelang es weder der Firma "M&M" noch der Vereinigung, eine Ersatzscheibe aufzutreiben. Da die restlichen Arbeiten aber ausgeführt waren, wurde beschlossen, den Bus im Februar 2000 wieder nach Luxemburg zu überführen. Jean Paul Grasges, Fuhrparkleiter der Spedition Arthur Welter lieferte den Bus mit einem Tieflader gleich bei Mercedes-Benz in Luxemburg ab. Hier wurde der Motor wieder eingebaut und die restlichen Arbeiten für die Zulassung ausgeführt. Da die Vereinigung im Mai 2000 erneut einen "Tag der offenen Tür" auf dem TICE- Gelände organisierte, wurde der teilweise restaurierte Bus 34 gleich den Besuchern vorgeführt. Doch das Problem der zu ersetzenden rechten Frontscheibe war aufgeschoben, jedoch immer noch nicht aus der Welt geschafft. Ohne dieses Teil war an eine Zulassung nicht zu denken. Angesichts der Tatsache, dass solch "antikes" Material nicht mehr aufzutreiben war, verschärfte sich die Lage weiter. Anfang 2001 erklärte sich ein belgischer Glasfabrikant bereit, eine neue Scheibe nach Maß anzufertigen. Eines der schwierigsten Probleme bei der Restaurierung des Busses schien gelöst. Ein Generalstreik bei besagter Firma verschob aber den Fertigstellungstermin auf ein Neues. Ein weiteres Jahr verging, bevor das Fahrzeug der technischen Endkontrolle vorgeführt konnte. Nachdem die eigentlichen Restaurierungsarbeiten am Bus etwa fünf Jahre gedauert hatten, waren die Verantwortlichen mehr als zufrieden, als im Dezember 2001 als letzte Hürde die Zulassung für den aktiven Fahrdienst erteilt wurde. Anfang 2002 waren mehrere Fahrten mit dem Bus vorgesehen. Die Verantwortlichen der Vereinigung mussten jedoch einen weiteren schweren Rückschlag hinnehmen. Bereits bei der dritten Fahrt wurde Bus 34 in einen Auffahrunfall verwickelt. Genau wie andere Besitzer von Oldtimerfahrzeugen nahm die Vereinigung bei "Télévie" teil. Auf Helfenterbrück kam es zu einem Unfall, als ein moderner Doppeldeckerbus nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte. Dabei drückte er vier vor ihm stehende Oldtimerbusse ineinander, wobei Bus 34 vorne und hinten beschädigt wurde. Daraufhin war der Wagen wieder ein halbes Jahr außer Betrieb. Nach all diesen Negativereignissen kam es dann endlich und definitiv doch zu einer Verbesserung der Lage. Die Vereinigung bekam die ersten Anfragen für Fahrten zu besonderen Anlässen. Nachdem jahrelang Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag folgte, war der erste Auftrag ausgerechnet die Beförderung einer Hochzeitsgesellschaft. Zahlreiche weitere Fahrten folgten. Der lang ersehnte Erfolg stellte sich ein.



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