Renault    TN 6 CHL

Baujahr: 1934


Hersteller:
Renault
Typ:
TN 6 CHL
Aufbau: CTCRP Motor: Panhard Typ K 4 Zyl. Dies
Leistung/Hubr.: PS / ccm Gewicht: 6370 kg
Länge:9500 mmBreite:2410 mm
Höhe:2970 mmPlätze:33

Vita:
1828 bekam Paris seine ersten Pferdeomnibusse. Bald entstand ein Wald von Transportunternehmen. 1855 wurden sie jedoch per Staatsdekret zur Compagnie Generale des Omnibus zusammengelegt. Im Jahr 1905, fünf Jahre nach der Eröffnung der ersten U-Bahn-Linie, wurde die erste große Investition in selbstfahrende Omnibusse getätigt. Im Zusammenhang mit dem "salon de l'automobile de 1905" wurde ein Wettbewerb zwischen neun verschiedenen Anbietern organisiert, die jeweils mit einer selbstfahrenden Version des damaligen Pferdeomnibusses, einem zweistöckigen Bus mit offener hinterer Plattform, geschlossenem Untergeschoss und offenem Obergeschoss, auf einer Teststrecke zwischen Bourse und Pont d'Alma teilnahmen. Sieger des Wettbewerbs war das Unternehmen Schneider, das den Auftrag erhielt, 150 30-sitzige Omnibusse des Typs "Brillié P2" mit Benzinmotor und mechanischem Getriebe zu liefern. Sie wurden ab Juni 1906 in Betrieb genommen, zunächst auf 6 neuen Buslinien.

Die Pariser Straßen erwiesen sich jedoch als ungeeignet für zweistöckige Busse. Daher wurde beschlossen, stattdessen einstöckige Busse zu kaufen. In den Jahren 1910 bis 1912 wurden auch die Doppeldeckbusse zu einstöckigen Fahrzeugen umgebaut. Im Jahr 1921 entstand durch Fusion des Busbetriebs mit den damals fünf Straßenbahngesellschaften die Gesellschaft "Société des transports en commun de la région parisienne" (STCRP) mit 112 Straßenbahnlinien und 41 Buslinien. 1929 wurde beschlossen, die Straßenbahnen auslaufen zu lassen. Es war bekannt, dass dies eine große Aufgabe sein würde, mit dem Bedarf an mindestens 3.000 neuen und größeren Bussen. 1931 wurde ein neuer 50-Sitzer-Bustyp eingeführt, der Renault TN 4. Er wurde sowohl als 2-Mann-Stadtbus mit offenem Heckbahnsteig als auch als Bus mit Erster und Zweiter Klasse-Abteilen gebaut. Es gab ihn auch als Ein-Mann-Linienbus mit einer Seitentür hinter der Vorderachse. Auf die von Renault gelieferten Fahrgestelle baute STCRP selbst die Karosserien.

Der 4-Zylinder-Motor des TN 4 mit 58 PS war jedoch unter anderem für die hügeligen Strecken rund um Butte Montmartre zu schwach. Daher wurde 1932 der Renault TN 6 mit einem größeren 6-Zylinder-Motor von 67 PS vorgestellt. Allerdings erwies sich der Motor des TN 6 als sehr durstig. Sein Verbrauch an Kraftstoff lag enorm hoch. Er wurde betrieben mit einem Gemisch aus Benzin, Benzol und Alkohol, das verwendet wurde, weil es in Frankreich hergestellt werden konnte. Wegen des hohen Kraftstoffverbrauchs wurden neben TN 6 weiterhin auch TN 4-Busse beschafft. Im Jahr 1934 kam der Renault TN 6 in zwei neuen Versionen auf den Markt, die nun mit einem anderen Radtyp ausgestattet waren, mit abnehmbaren Felgenringen, im Gegensatz zu den vorherigen Scheibenrädern. Die eine Version war ein S-Bahn-Bus mit Ein-Mann-Bedienung und Seitentür hinter der Vorderachse. Die andere Variante, der TN 6 CHL, verfügte über eine offene hintere Plattform, die für den Zwei-Mann-Betrieb ausgelegt war. Von dieser Bauart wurden 160 Exemplare beschafft. 1938 waren genügend Busse verfügbar, um die letzte Straßenbahnlinie zu schließen.

Während des Zweiten Weltkrieges gab es einen Mangel an Treibstoff. Es wurde aber geschafft, einen reduzierten Verkehr mit Stadtgas zu organisieren. Dazu wurde auf dem Dach der Busse in einer großen Box ein Gasballon mitgeführt. 1942 erfolgte zunächst provisorisch die Zusammenlegung der Stadtbusse mit der Pariser U-Bahn. 1948 wurde dann die heutige RATP gegründet. In den Jahren 1952 und 1953 erhielten 90 der TN 6 CHL-Busse Dieselmotoren. Dem heutigen Museumsbus wurde ein 4-Zylinder Panhard-Motor Typ K eingebaut. Die TN 6 fuhren bis 1969, die TN 4 bis 1971. Dieser Museumsbus wurde zuletzt am 25. Oktober 1969 in Paris inspiziert, jedoch schon kurze Zeit später ausgemustert.

Im Jahr 1974 fanden Verantwortliche der Ringsted Karosserifabrik den Bus baufällig in Paris. Da bei Ringsted bereits Oldtimerbusse restauriert worden waren, wurde beschlossen, den Bus zu erwerben und zur Restaurierung nach Dänemark zu holen. Nach der Restaurierung wurde er hauptsächlich für Werbung verwendet. So war er häufig auf den Delegiertenversammlungen der Busverkehrsverbände ausgestellt und lief auch auf dem jährlichen Stadtfest "Prairie Fest" in Nørre Snede. Die meiste Zeit "gähnte" der Bus jedoch im hinteren Teil der Halle des Evobus-Service-Centers in Nørre Snede. Als der neue Vorstandsvorsitzende von Evobus, Martin Hink, 2012 sein Amt antrat, schlug er vor, den Bus an jemanden zu übergeben, der ihn fahren kann. Sofort hatte Evobus das Danmarks Busmuseum aus Skælskør im Blick, da schon eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit bestand. Am 21. April 2013 wurde der Renault mit einem Oldtimer-Lkw von der Spedition Torbjørn Bay in Slagelse nach Seeland gefahren. Danach wurde er bei Egons Buses in Slagelse und bei Skælskør Autoelektro für die Inspektion vorbereitet und am 27. April in der Prüfhalle Stop 39 in Slagelse inspiziert und anschließend neu zugelassen.



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