Steyr    SC 6 F 55

Baujahr: 1979


Hersteller:
Steyr
Typ:
SC 6 F 55
Aufbau: Formtechnik Hofkirchen Motor: OM 615
Leistung/Hubr.: 55 PS / 1988 ccm Gewicht: 2440 kg
Länge:5800 mmBreite:2030 mm
Höhe:2500 mmPlätze:14+1

Vita:
In Dänemark war Steyr-Daimler-Puch vor allem durch Puch-Mopeds bekannt. Ansonsten handelte es sich bei dem Hersteller um einen Automobilkonzern mit Wurzeln in der Rüstungsproduktion, der auch Traktoren und Militärfahrzeuge sowie Lastwagen und Busse herstellte. Zu den merkwürdigeren Fahrzeugen des Unternehmens gehörte eins, das Anfang der 1970er Jahre konzipiert wurde. Ab 1973 wurde ein kleines, leichtes, knapp 6 Meter langes und 2 Meter breites Personentransportfahrzeug namens Steyr Citybus speziell für die Fußgängerzonen von Großstädten angeboten.

Es hatte einen niedrigen Boden und eine breite Tür an der Rückseite, durch die Rollstuhlfahrer selbst hineinfahren konnten. Dies wurde mittels Frontmotor mit Vorderradantrieb und Einzelradaufhängung hinten erreicht, so dass die 33 cm hohe Bodenfläche von den Vorderrädern bis zum Heck nur durch die beiden Radkästen der Hinterräder "gestört" wurde. Der Fahrer saß oberhalb des linken Vorderrads in einer schmalen Fahrerkabine, einer "Halbkabine", während der Motor zwischen den Vorderrädern untergebracht und nach rechts verschoben war, so dass er von oben über eine Motorhaube zugänglich war. Die Karosserie bestand aus glasfaserverstärktem Polyester mit laminierten Stahlstreben und wurde bei Formtechnik in Hofkirchen gegossen. Entworfen hatte sie Louis Lucien Lepoix, ein Designer, der vor allem für die Gestaltung von Fahrerhäusern für mehrere europäische Lkw-Marken bekannt war.

Der Steyr Citybus konnte auch mit einer 1,25 Meter breiten Tür auf der rechten Seite und Klappsitzen an der linken Seite und am Heck geliefert werden, so dass er für den Stadtbusverkehr genutzt werden konnte und gleichzeitig Rollstuhlfahrern Platz bot. Es gab auch eine "Panorama"-Version mit durchgehender Kabine. Im März 1976 wurden im Zentrum von Wien einige Ringlinien eingerichtet, auf der nur Steyr Citybusse eingesetzt wurden. Die Strecken führten durch enge Gassen, die mit normalen Bussen nicht befahrbar waren. Dadurch erlangte der Bustyp schnell große Bekanntheit. Der Bustyp wurde 1978 in Dänemark auf den Markt gebracht von Dafeta Trans ApS in Egtved, einem inzwischen aufgelösten Unternehmen, das vor allem für die Ausrüstung von Gasanlagen und Aufbereitungsanlagen bekannt war. Eingesetzt wurden Steyr Citybusse u.a. im Stadtbusverkehr von Nyborg, Vejen und Odder, aber auch für Behindertenfahrten beim Verkehrsamt der Stadt Kopenhagen, der Kolonie Filadelfia und als Handybus in Aarup. Schließlich hat SAS den Bustyp auch für den Personaltransport am Flughafen Kopenhagen eingesetzt.

Auch in Dänemark wurde der Steyr Citybus im Stadtbusverkehr erprobt. Von Oktober bis Dezember 1981 wurden drei Fahrzeuge in Kopenhagen getestet. Der Verein Copenhagen City Centre hatte sich von Steyr kostenlos drei Busse ausgeliehen, die im 5 bis 7-Minuten-Takt auf einer zunächst kostenlosen Ringstrecke von Israels Plads nach Antonigade und Nørregade eingesetzt wurden. Später wurde eine Gebühr von 1 DKK erhoben, damit festgestellt werden konnte, wie viele Passagiere die Strecke nutzten. Der Busunternehmer Lars Iversen in Taastrup war für den Betrieb verantwortlich.

Der Antriebsstrang im Steyr Citybus war ein 4-Zylinder-Mercedes-Benz mit zunächst 2 Liter Hubraum und 40 kW, direkt angeflanscht an ein 4-Gang-ZF-Getriebe mit eingebautem Differenzial, das auch in einigen Mercedes-Benz-Transporter-Modellen zum Einsatz kam. Später erhielt der Bus einen größeren Motor mit 2,4 Liter Hubraum und 53 kW. Als Volvo im Jahr 1990 die Busproduktion von Steyr übernahm, erhielt der Bustyp die Bezeichnung Volvo B2 und konnte fortan auch mit einem 2,3-Liter-Volvo-Benzinmotor mit 85 kW geliefert werden. Im Jahr 2015 erhielt Danmark Busmuseum eine Anfrage von Sven Jensen, dem letzten Betreiber des Handybus aus Aarup. Er wollte gerne einen Steyr des 120 Jahre alten Familienunternehmens erhalten. Sven Jensen war im Behindertenfahrdienst für die Grafschaft Fünen unterwegs gewesen und hatte unter anderem drei Steyr-Stadtbusse im Fuhrpark. Einen davon hatte er in einer Scheune abgestellt. Die Verantwortlichen des Busmuseums haben sich dafür entschieden, ihn zu übernehmen, da es sich um den ersten Bustyp in Dänemark handelt, der ursprünglich für Rollstuhlfahrer konzipiert wurde.



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