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Volvo    B 615-97

Baujahr: 1961


Hersteller:
Volvo
Typ:
B 615-97
Aufbau: ZABO Motor: Volvo D 67 C
Leistung/Hubr.: 125 PS / ccm Gewicht: 11000 kg
Länge:11350 mmBreite:2500 mm
Höhe: mmPlätze:41

Vita:
Bis zum 1. Januar 1980 erfolgte der Busverkehr im Nordosten der Provinz Utrecht (ungefähr das Gebiet zwischen Hilversum, Amersfoort und Spakenburg, mit Abzweigungen nach Utrecht und Nijkerk) durch die dunkelroten Busse der Firma Tensen aus Soest. Dieses Unternehmen wurde 1930 gegründet, als Willem Cornelis Tensen den langjährigen Liniendienst zwischen Baarn und Amersfoort von der Firma Geerestein übernahm. Zusätzlich zu dieser Hauptstrecke wurden im Laufe der Jahre mehrere Nebenstrecken rund um Soest und Soestdijk in Betrieb genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen Busunternehmen kleinerer Größe ist es Tensen stets gelungen, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Diese Bemühungen wurden 1954/1955 durch Vereinbarungen zwischen Tensen und dem "großen Bruder" NBM aus Zeist gekrönt. Die Verkehrsgebiete beider Unternehmen wurden endgültig abgegrenzt und auch auf der Verbindung Baarn - Soest - Utrecht wurde ein - Soest - Baarn von letzterem Standort nach Hilversum verlängert. 1959 übernahm Tensen das Busunternehmen von der Firma J. Dijkhuizen aus Spakenburg. Dies bedeutete, dass die Verbindungen von Spakenburg nach Amersfoort, Baarn und Nijkerk jeweils zum Tensen-Liniennetz hinzugefügt wurden, das tatsächlich seinen größten Umfang erreichte (abgesehen von allerlei kleineren Anpassungen). Neben dem Betrieb des Linienverkehrs stellte Tensen stets auch zahlreiche Reiseverkehre zur Verfügung, für die häufig Spezialbusse angeschafft wurden.

Die Zusammensetzung der Flotte, mit der Tensen seine Buslinien in den Anfangsjahren betrieb, war unterschiedlich, doch schon bald entwickelte man eine Vorliebe für eine Marke. Die ersten Volvos wurden 1937 in Dienst gestellt und bis auf wenige Fords blieb Tensen dieser Marke bis zuletzt treu. Regelmäßig wurden neue Busse in Dienst gestellt und bestehende Busse bei Bedarf saniert oder umgebaut. Auch die normale Wartung war gut organisiert und die Flotte machte stets einen gepflegten Eindruck. Durch ihre schöne rote Farbe mit goldfarbenen Aufschriften waren die Tensen-Busse ein auffälliger Auftritt in ihrem gewohnten Verkehrsgebiet.

Auch im Jahr 1961, dem Jahr der Umwandlung der Firma WC Tensen in eine Aktiengesellschaft, wurden eine Reihe neuer Busse in Dienst gestellt. Diesmal sechs Stück und natürlich alle Volvos. Vier davon (Nummern 44, 14, 40 und 45) wurden von Den Oudsten aus Woerden gebaut. Ende des Jahres folgten zwei Autos mit einer Karosserie einer für Tensen neuen Firma: ZABO aus Ridderkerk. Dies war der Beginn einer engen Beziehung zwischen beiden Unternehmen, da Tensen seitdem nur noch Volvos mit ZABO-Karosserie gekauft hatte. Doch nun zurück zu Tensens ersten beiden ZABOs, die die Flottennummern 46 und 47 erhielten. Diese Busse wurden auf dem Fahrgestell Typ B 615-97 gebaut, einem bewährten, aber konventionellen Fahrgestell, mit dem Motor vorne. Die Karosserie hatte eine Einstiegstür hinter der Vorderachse und eine Ausgangstür ganz hinten. In Kombination mit dem Motor, der im Bus neben dem Fahrer untergebracht war, und insbesondere der Gestaltung der Front machten die 46er und 47er einen etwas altmodischen Eindruck. Vor allem im Vergleich zu den damals üblichen "Einheitsbussen" der verschiedenen NS-Tochtergesellschaften, ausgestattet mit Unterflurmotoren und oft einem halbautomatischen Getriebe. Dennoch war Tensen zu Recht stolz auf die neue Ausrüstung und wie üblich wurden die neuen Busse auf den Hauptstrecken des Unternehmens eingesetzt. Die 47 kam auf der gemeinsam mit der NBM betriebenen Linie 17 von Baarn über Soest nach Utrecht zum Einsatz. Aber auch der Bezirk Spakenburg erhielt seinen Anteil an der neuen Ausstattung, denn der spätere SVA-Museumsbus 46 kam von besagtem Standort auf die Spakenburg-Hauptlinie 35 nach Amersfoort.

Damit begann ein fast fünfzehnjähriges Busleben. In dieser Zeit wurde der Bus in der guten Tensen-Tradition hervorragend gewartet. Von Automatisierung hatte man damals noch nichts gehört und alle Arbeiten am Bus wurden in einem Werkstattheft fein säuberlich handschriftlich festgehalten. Der erste Eintrag stammt vom Juli 1962 und betrifft den Einbau von zwei neuen Vredestein-Vorderreifen mit einer Laufleistung von 90.000. Anschließend kann der gesamte technische Lebenszyklus verfolgt werden. Das zeigt, dass das Leben der 46-Jährigen nicht besonders aufregend war. Außer der normalen Wartung, zu der auch größere Angelegenheiten wie eine regelmäßige Motorüberholung gehören, gibt es keine wirklich besonderen Dinge zu beachten. Die Hinweise im Werkstattheft enden am 6. November 1973, als (nicht zum ersten Mal) die Reibscheibe und die Synchronfedern ausgetauscht wurden. Dies geschah bei Kilometerstand 326.600, da aber aus einem Vermerk vom 10. November 1967 hervorgeht, dass bei Kilometerstand 634.000 (wieder bei Null beginnend) ein neuer Kilometerzähler eingebaut wurde, hatte der Bus zu diesem Zeitpunkt (im Jahr 1973) mehr als 960.000 Kilometer auf dem Tacho. Anschließend blieb der Bus bis 1976 im Einsatz, allerdings wurde er naturgemäß immer seltener eingesetzt. Im März desselben Jahres ging der Bus für einen symbolischen Betrag an die SVA über. Dies ermöglichte es der Stiftung, ihrer Sammlung einen besonderen Bus hinzuzufügen. Ein gutes Beispiel für einen Frontlenker-Linienbus und ein Vertreter eines der kleineren, aber bedeutenden Aufbauhersteller: ZABO. Aber auch ein Beispiel für eines der letzten kleineren regionalen Verkehrsunternehmen, dessen charakteristische weinrote Busse in ihrem Transportgebiet ein Begriff waren.



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