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Mercedes-Benz    LP 323/36

Baujahr: 1963


Hersteller:
Mercedes-Benz
Typ:
LP 323/36
Aufbau: Domburg Motor: OM 312
Leistung/Hubr.: 100 PS / 4580 ccm Gewicht: kg
Länge: mmBreite: mm
Höhe: mmPlätze:25

Vita:
Das Unternehmen JW Bos & Zn war einer der vielen Buspioniere in den Niederlanden. Doch Bos war traditionell in einer anderen Branche tätig. Er hatte in Enschede ein großes Wäschereiunternehmen aufgebaut. Er stieg in die Busbranche ein, als er 1923 im Namen seines Sohnes Jan die Buslinie Enschede-Hengelo übernahm, die 1922 von WJ van Wulfften-Palthe gegründet worden war. Dieser Dienst wurde unter dem Namen Twentsche Autobus Dienst (kurz TAD) betrieben und Bos sollte diesen Namen fortan auch für sein Unternehmen verwenden. Durch Expansion und Übernahmen wuchs die TAD schnell und betrieb bereits nach wenigen Jahren ein Netz aus mehreren Linien von Enschede in die umliegenden Gebiete. Aufgrund des starken Wettbewerbs und der Einführung des Lizenzsystems entschloss sich Bos im September 1929, seine planmäßigen Diensttätigkeiten dem TET (NV Twentsche Electrische Tramweg Maatschappij) zu übertragen. Offenbar bereute er dies etwas, denn am 6. Oktober 1930 übernahm Bos erneut einen bestehenden Busverkehr. Der Dienst war 1923 von JS Hassing auf der Strecke Enschede - Losser - Glane - Overdinkel ins Leben gerufen worden. Die TAD blieb auf dieser Linie, die im Jahr 1953 bis Gronau in Deutschland verlängert wurde, bis zum 1. Januar 1984 aktiv. Erst dann wurde die Linie an die TET übertragen. Neben diesen begrenzten planmäßigen Servicearbeiten konzentrierte sich das Unternehmen weiterhin hauptsächlich auf den Reise- und Gruppenverkehr.

Nach den dunklen Kriegsjahren, in denen die TAD durch einen Großbrand in ihrer Garage infolge eines Bombenangriffs einen großen Teil ihrer Flotte verlor, ging es in den Jahren des Wiederaufbaus wieder bergauf. Ein wichtiger Faktor dabei war der stetig wachsende Sammeltransport für die damals florierende Textilindustrie in Twente. In der Blütezeit fuhren täglich etwa vierzig TAD-Busse, teilweise bis weit nach Deutschland hinein. Ab den 1950er Jahren konnte der Bus vom wachsenden Tourismus profitieren und so wurde der Reisedienst für die TAD immer wichtiger. Aufgrund des starken Niedergangs und der Schließung fast aller Textilfabriken in Twente brach der Gruppentransport zusammen, und in der Folge wurde der Reisedienst zum wichtigsten Teil des Unternehmens. Ab 1976 arbeitete TAD mit dem großen Reiseveranstalter De Jong Intratours zusammen, doch mit der Zeit wurde es immer schwieriger, als völlig unabhängiges Unternehmen weiter zu bestehen. Wie bereits erwähnt, wurde der Linienverkehr nach Overdinkel und Gronau bereits Anfang 1984 auf die TET übertragen. Es war dasselbe TET, dem das TAD am 1. Januar 1991 angehörte. 1992 löste sich die Bindung zu De Jong Intratours, die Reisebusse fuhren fortan unter dem Namen TAD Travel.

Doch so weit war es noch nicht, als die TAD 1963 einen kleinen Mercedes-Tourenwagen unter der Flottennummer 45 in Dienst stellte. Zu dieser Zeit lieferten die meisten Hersteller keine Busfahrgestelle für kleine Busse und in solchen Fällen wurde oft ein LKW-Fahrgestell, das manchmal leicht modifiziert wurde, zum Bau des Busses verwendet. Das war auch beim TAD 45 der Fall. Domburg, ein Unternehmen, das bereits viele Busse an die TAD geliefert hatte, baute auf einem Mercedes-Chassis vom Typ LP 323/36 eine gepflegte Tourenwagenkarosserie auf. Sein Charakter kam besonders durch die Panoramafenster zum Ausdruck. Ausgestattet mit nur 25 Sitzplätzen hat dieser Transporter viele Kilometer auf nationalen und internationalen Fahrten zurückgelegt.

Das Ende seiner aktiven Karriere beim TAD bedeutete nicht das Ende dieses Busses. Glücklicherweise hatte Direktor JW Bos, ein Enkel des TAD-Gründers, ein großes Gespür für die Geschichte seines Unternehmens und sorgte dafür, dass der Bus erhalten blieb und nach und nach zu seiner ursprünglichen Version in Hell- und Dunkelblau zurückkehrte. Später kam ein weiterer TAD-Bus zur firmeneigenen "Museumssammlung", die schließlich 1983 um einen ehemaligen Schweizer Postbus erweitert wurde. Diese Museumsbusse wurden unter anderem für Fahrten ab Boekelo eingesetzt und dienten als Anschluss an die Dampfzüge des Museum Buurtspoorweg Haaksbergen-Boekelo. Auch der schweizer Berna wurde in den originalen blauen TAD-Farben lackiert. Im Jahr 1990 kam die Arbeitsgruppe Apeldoorn-Arnheim mit Herrn Bos in Kontakt. Daraus entwickelte sich ein sehr angenehmes Verhältnis, das nach einiger Zeit dazu führte, dass Herr Bos vorschlug, den Mercedes an die SVA zu übergeben. Dieses fantastische Angebot wurde natürlich angenommen und am 23. September 1990 zog der Mercedes von Enschede nach Vaassen, dem damaligen Standort der oben genannten Arbeitsgruppe. In den darauffolgenden Jahren leistete diese Arbeitsgruppe viel Arbeit, um den 45er in einen Top-Zustand zu bringen und erneut zu überprüfen. Letztendlich führte dies zum Erhalt dieses wunderschönen Reisefahrzeugs, das die Erinnerung wach hält an Gruppentransporte in Twente, an Reisen im In- und Ausland und an zwei Unternehmen, die inzwischen verschwunden sind, die TAD und die Karosseriefabrik Domburg.



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