Stanley    Steamer 810

Baujahr: 1913


Hersteller:
Stanley
Typ:
Steamer 810
Aufbau: ..wie Hersteller Motor: 2 Zylinder
Leistung/Hubr.: 30 PS / ccm Gewicht: 2500 kg
Länge:5500 mmBreite: mm
Höhe:2450 mmPlätze:12

Vita:
1897 stellten die Zwillingsbrüder Francis Edgar Stanley und Freelan O. Stanley ihr erstes dampfgetriebenes Automobil her. 1902 gründeten sie die Firma Stanley Motor Carriage Company, um die Fahrzeugherstellung aufzunehmen. Die dampfgetriebenen Stanley Steamer wurden kontinuierlich weiterentwickelt. Die Konkurrenz durch den Verbrennungsmotor wurde im Laufe der Jahre jedoch immer größer, so daß die Brüder 1917 ihre Anteile an Prescott Warren verkauften. Bis dahin waren rund 500 Stanley Steamer gebaut worden. Unter dem neuen Eigentümer gab es keine bedeutende technische Weiterentwicklung. 1924 übernahm die Steam Vehicle Corporation of America das Unternehmen und setzte die Produktion unter dem eigenen Markennamen SV fort. Im Jahr 1913 klang der Betrieb von Dampffahrzeugen nach einer großartigen Idee. Treibstoff war reichlich vorhanden und leicht zu bekommen. Alles, was brannte, konnte als Brennstoffquelle genutzt werden. Von einem Holzscheit, der aus dem Kamin gezogen wurde, bis hin zu Walöl, Rohöl und Kohle wurden alle Materialien erfolgreich verwendet. Im Gegensatz zu vielen anderen Motorkonstruktionen der damaligen Zeit hatte die Dampfmaschine weniger als 25 bewegliche Teile, um Energie zu erzeugen. Wie Elektromotoren erzeugten die Dampfmaschinen bei Bedarf ein sofortiges Drehmoment, allerdings erst nachdem sie die richtige Temperatur erreicht hatten. Dieser Drehmomentvorteil von Dampfmaschinen ermöglichte es den Konstrukteuren, einen Antriebsstrang ohne Mehrganggetriebe zu bauen. Mit weniger Teilen im Motor und Antriebsstrang war es ein sehr zuverlässiges System. Nachteil des Dampfantriebs war jedoch die lange Zeit, die benötigt wurde, um das Fahrzeug zu starten. Es dauerte mindesten 45 Minuten, um einen Steamer "aufzuwärmen". 1913 trieb ein doppeltwirkender 2-Zylinder-Motor mit 4,25-Zoll-Kolbenhub die Stanley-Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 45 Meilen pro Stunde an. Der Kaufpreis für einen Stanley-Steamer betrug 1913 1.200 US-Dollar. Die Karosserie bestand aus handgefertigtem Aluminium. Die Fahrzeuge waren mit 32 x 3,5-Zoll-Reifen und einem Radstand von 110 Zoll ausgestattet. Eines der Highlights des Steamers lag in der Fahrbarkeit. Sobald das System auf Betriebstemperatur erhitzt war, konnte der Fahrer die Dampfmenge, die zu den beiden Kolben geleitet wurde, mit einer Handbedienung einstellen. Ein separater Hebel steuerte die Brennstoffzufuhr zum Brenner. Der Motor könnte rückwärts geschaltet werden, um die konventionellen Bremsen beim Abbremsen des Autos zu unterstützen und es rückwärts zu bewegen. Im Haus von Jean Tilmans aus As steht ein solcher Stanley Steamer Mountainwagon aus dem Jahr 1913. Tilmans interessiert sich leidenschaftlich für Dampfmaschinen. Diese Vorliebe hat er von seinen Vorfahren geerbt. Sein Großvater, der in Maaseik eine Straßenbaufirma betrieb, kaufte 1920 seine erste Dampfwalze, die noch mit Holz und Kohle befeuert werden musste. Diese Maschine war noch bis in die 1950er Jahre im Einsatz, wurde dann aber verkauft. 1987 sah Tilmans alte Dampfwalzen in den Niederlanden. Über einen Verein, der sich mit solchen Dampfmaschinen beschäftigte, konnte er eine eigene Maschine kaufen. Mit der Dampfwalze besuchte er einschlägige Veranstaltungen. Bei einer solchen Gelegenheit sah er zum ersten Mal seinen Stanley Steamer, der damals allerdings noch unverkäuflich war. Es dauerte noch bis zum Jahr 2006, bis er den Wagen schließlich kaufen konnte. Der Stanley aus dem Jahr 1913 ist 5,5 Meter lang, 2,45 Meter hoch und wiegt 2,5 Tonnen. Das Fahrzeug wurde gebaut, um Touristen in den Rocky Mountains zu transportieren. Es wurden nur 88 Exemplare dieses Typs hergestellt. Weltweit gibt es nur noch etwa zehn von ihnen, sieben oder acht in den Vereinigten Staaten, eins in Neuseeland und eins in Australien und eben eins in As. Tilmans brach das Fenster des Wohnzimmers in seinem Haus heraus und ersetzte es durch ein hohes Tor, um seinen Dampfwagen unterzubringen. Es war natürlich nicht möglich, ihn in einer normalen Garage unterzubringen. Ein solches Fahrzeug sollte im Winter nicht zu kalt stehen, da sonst das Wasser im Boiler gefrieren könnte. Tilmans fährt relativ selten mit dem Dampfwagen, denn es dauert eine Weile, bis er auf die Straße kommt. Eineinhalb Stunden vor der Abfahrt muss er bereits mit dem Anzünden des Kessels beginnen. Dies geschieht mit Erdöl. Pro 100 Kilometer verbraucht der Wagen vier bis fünf Liter Wasser. Der Wagen verfügt über zwei Wassertanks à 125 Liter. Tilmans und seine Frau Julia fahren regelmäßig zu Oldtimer-Treffen, bei denen der Steamer immer viel Aufmerksamkeit erregt. Der Wagen befindet sich noch im Originalzustand. Sein Besitzer erwägt aber ein Zugeständnis an die Neuzeit. Er überlegt, Blinker zu montieren. Autofahrer merken oft nicht, wenn er irgendwo abbiegen möchte. Das führt dann zu gefährlichen Situationen, auch wenn er oder die Beifahrerin mit einer Holzhand nach links oder rechts winken.



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