ABOAG     RK

Baujahr: 1919


Hersteller:
ABOAG
Typ:
RK
Aufbau: Lange & Gutzeit Motor: 4 Zylinder Benzin
Leistung/Hubr.: 35 PS / ccm Gewicht: 4950 kg
Länge:8000 mmBreite:2200 mm
Höhe:3000 mmPlätze:36Sitz, 14Steh

Vita:
Dieses Fahrzeug repräsentiert die Generation der ersten motorisierten Busse in Berlin, die seit 1905 immer häufiger im Straßenbild erschienen war. Zwischen Chausseestraße/Liesenstraße und Hallesches Tor verkehrten auf der Linie 4 der Allgemeinen Berliner Omnibus AG (ABOAG) die ersten beiden Motorwagen. Sie waren zunächst noch störanfällig. Dennoch erhöhte sich die Zahl der eingesetzten Fahrzeuge kontinuierlich. Schon bald zeigte sich aber ein entscheidender Mangel. Die Fahrzeuge waren für das Straßenpflaster zu schwer. Auf Forderung der Polizei begann die ABOAG damit, eine Serie leichterer Wagen zu entwickeln. Maßgeblich daran beteiligt war Karl Robert Theodor Kaufmann (1873 - 1943), der Generaldirektor der Gesellschaft. Seine Initialen sollten der neu entwickelten Baureihe den Namen geben, Typ RK bzw. "Robert-Kaufmann-Wagen".

Der Bestand an Kraftomnibussen der ABOAG wurde mit Beginn des Ersten Weltkriegs für die Heeresverwendung eingezogen. 1915 begann der Bau der ersten RK-Wagen in einer Ausführung, die nicht für eine Kriegsverwendung herangezogen werden konnten. Die ersten zehn Wagen wurden ab 1916 gebaut, aber erst 1918/1919 fertiggestellt. Aus dieser Serie stammt der vorhandene Wagen. Mit diesem Bustyp entfernte sich die Bauweise vom Lastwagenbau, um den besonderen Anforderungen des Busbetriebs zu entsprechen. Rahmen und Kasten des Busses wurden aus Stahlblech in Kombination mit armiertem Eschenholz gebaut. Der Bus bot 36 Sitz- sowie 14 Stehplätze an. Eingebaut wurde ein 4-Zylinder-Vergaser-Motor mit 35 PS, der eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h erlaubte. Die auch als Decksitz-Omnibus oder Decksitzwagen bezeichneten Busse boten auf dem Dach des geschlossenen Wagenkastens Sitzplätze an, die allerdings über keinen Wetterschutz verfügten. Decksitzwagen hatten ihren Ursprung in der Zeit der Pferdeomnibusse und waren in der Lage, auf den kurzen Wagen möglichst viele zahlende Kunden zu transportieren. Der Aufstieg war einst beschwerlich über eine kurze Eisenleiter am Wagenende und daher auch nur den männlichen Fahrgästen vorbehalten. Der freie Sitz bei Wind, Regen und praller Sonne wurde mit einem Preisnachlass entschädigt.

Weitere 70 Omnibusse wurden nach dem Vorbild der RK-Wagen 1921 und 1922 von Büssing und NAG gefertigt. Der heutige Museumswagen schied etwa 1928 aus dem Bestand der Leistungsfahrzeuge aus. Er wurde als historisches Fahrzeug hinterstellt. 1951 wurde der Wagen überholt und in das Erscheinungsbild von Anfang der 1920er Jahre zurückversetzt. Der Kühler wurde repariert und die Hinterräder wurden mit neuen Vollgummirädern versehen. Lange Zeit wurde der Bus in der BVG-Werkstatt Britz abgestellt und dort auch betriebsbereit gehalten. Er drehte immer wieder aus eigener Kraft seine Runden auf dem Hofgelände. Mittlerweile steht der Wagen im Deutschen Technik-Museum in Berlin in einem nicht mehr betriebsfähigen Zustand. Seit 1992 war er dort zunächst als Leihgabe. Anfang 2023 ging er in das Eigentum des Museums über. Aktuell steht er im Depot Monuhalle.



www.konrad-auwaerter.de

Auwärter-Museum,  Auwärter-Neoplan-Bildarchiv,  Omnibus-Infos  ...